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Selbsthilfe und SVV
Für RoteLinien stellt sich die Frage: Warum werden wir eigentlich nicht als Selbsthilfegruppe anerkannt, wo wir doch (fast?) alle
Voraussetzungen erfüllen!?
lokale Selbsthilfe
Bei Selbsthilfe wird meist an gesundheitsbezogene Selbsthilfe in Form von lokalen SelbstHilfeGruppen gedacht.
SHGs entstehen durch Eigeninitiative und treffen sich mehr oder weniger regelmäßig um die persönlichen Lebensumstände
von Betroffenen und/oder deren Angehörigen zu verbessern. Hilfestellung bei der Gründung einer SHG leisten
Selbsthilfekontaktstellen.
Selbsthilfegruppen können organisiert sein (Verein) oder nicht organisiert (loser Zusammenschluss).
Sie müssen bestimmte Kriterien erfüllen (sie werden nicht von Fachleuten begleitet, dürfen nicht gewinnorientiert arbeiten,
müssen über eine Mindestanzahl von Mitgliedern verfügen, sich regelmäßig treffen etc.)
und können dann nach dem § 20 Sozialgesetzbuch (SGB), Fünftes Buch (V) "Prävention und Selbsthilfe" einen Antrag auf
Anerkennung bei einer (beliebigen) Krankenkasse stellen. Wenn dieser Antrag positiv entschieden wird, steht der Gruppe
finanzielle Förderung zu.
Zum Thema Selbstverletzendes Verhalten gab es nach eigenen Recherchen Anfang 2004 bundesweit nur fünf lokale
Selbsthilfegruppen, die teilweise wegen zu geringer Mitgliederzahlen möglicherweise nicht einmal als solche
anerkannt würden. Zwei davon haben sich nach weniger als einem halben Jahr wieder aufgelöst.
Die Schwierigkeiten liegen zum einen beim Gruppengründer, der über die Medien Öffentlichkeit schaffen und die Zielgruppe
erreichen muss, dabei meist aber selber anonym bleiben möchte (logistisch schon etwas
verwickelt), auf der anderen Seite bei den potentiellen Mitgliedern dieser Gruppe, die sich überwinden müssen mit ihrem
Problem aus der Anonymität heraus zu treten.
Selbsthilfe im Internet
Im Gegensatz zu lokalen SVV-Selbsthilfegruppen ist der Zuspruch im Internet sehr groß. Das größte deutsche SVV-Forum
hat allein über 5.000 registrierte
User. Der Bedarf an Austausch zum Thema SVV ist immens. Obwohl sich Betroffene schwer tun, im wirklichen Leben über ihre
Probleme zu reden und sich oft erst nach Jahren zu einem Gespräch mit einem Fachmann (Therapeuten) entschließen, so haben
sie doch ein großes Bedürfnis anonym mit anderen Betroffenen über ihre Erfahrungen und Ängste zu sprechen.
Weil psychische Störungen und Krankheiten in unserer Gesellschaft tabuisiert sind, ist der Austausch über das Internet, das den Nutzer
anonym bleiben lässt und ihm keinerlei Verpflichtungen auferlegt, dabei aber ständig verfügbar ist, in besonderer Weise geeignet.
Natürlich ist das Internet nicht frei von Risiken.
In wieweit es dem einzelnen aktuell hilft, ist stark von der Auslegung der jeweiligen Homepage und der momentanen
psychischen Verfassung des Users abhängig.
Seine aktuelle Tagesform wird Auswirkungen darauf haben, in wieweit Beiträge als Hilfe empfunden oder möglicherweise destruktive
Tendenzen verstärken. Da sich Nutzer dieser Risiken aber nicht unbedingt bewusst sind, ist es notwendig, die Austauschplattform zu moderieren
und dadurch triggerarm zu halten. Diese Regelementierung wird von neuen Nutzern bisweilen als Bevormundung empfunden, hat sich aber zum Schutz
der Community-Mitglieder bewährt und wird von ihnen geschätzt und aktiv verteidigt.
Eine missbräuchliche Nutzung des Internets ist trotzdem nicht auszuschließen. So kann es zu Fakes (Täuschungen, Lügen) kommen, ohne dass die User es bemerken.
Probleme bei der Anerkennung von vorranig im Internet agierenden SHGs
Natürlich können sich auch über das Internet Selbsthilfegruppen zusammen finden. Der Unterschied zu einer herkömmlichen
SHG besteht alleine darin, dass der Austausch nicht in regelmäßigen Gruppentreffen vor Ort statt finden kann,
da die Mitglieder in der Regel bundesweit verstreut wohnen, sondern übers Internet.
Aus der RoteLinien-Internet-Initiative hat sich eine feste, sich gegenseitig unterstützende Gruppe von ca. 25 Personen gebildet.
Diese hat die Möglichkeit, sich
in einem nicht öffentlichen Raum des RL-Forums sowie in einem geschützten Chatraum auszutauschen.
Zusätzlich finden ein bis zwei persönliche Treffen jährlich mit Übernachtung an unterschiedlichen Orten in Deutschland statt.
Diese Zusammenkünfte haben besondere
Bedeutung, da sie das Vertrauen untereinander und das Gruppengefühl erheblich stärken.
Anfragen bei zwei Krankenkassen haben ergeben, dass es keine Kriterien zur Anerkennung einer Selbsthilfegruppe gibt,
die vorrangig übers Internet kommuniziert und nur eingeschränkt persönliche Mitgliedertreffen abhalten kann.
Es gibt deshalb keine finanzielle Förderung, die einer Selbsthilfegruppe per Gesetz zusteht.
Der Selbsthilfe-Charakter der beschriebenen Gruppe ist aber zweifelsfrei gegeben. Sie wird alleine aus dem Grund nicht
anerkannt, weil sie sich neuer Arten der Kommunikation bedient. Möglicherweise scheut man sich auch davor durch die
Entscheidung eines Einzelfalls einen Präzidenzfall zu schaffen und rechnet mit einer Flut von Anträgen von allen
möglichen Internet-Gruppierungen. Die Zeit zur Anerkennung von vorrangig im Internet agierenden Selbsthilfegruppen
scheint aber überfällig.
Nach der Diplomarbeit
"Internet und psychische Probleme: Möglichkeiten zum Austausch für Betroffene
- Methoden, Chancen, Grenzen - " von Nadine Peetz, eingereicht im Januar 2002 an der Otto-Friedrich-Universität
Bamberg, http://www.nadine-peetz.de fällt ein intensiver, persönlicher
Austausch übers Internet sehr wohl unter den Begriff Selbsthilfe im herkömmlichen Sinn.
Zitat Kapitel IX, Absatz 2:
"Geht man von den Merkmalen und Leistungen aus, die der Selbsthilfe im Allgemeinen zugeschrieben
werden, so sind die oben beschriebenen Austauschmöglichkeiten für Betroffene klar als Selbsthilfe zu bewerten: Die
informelle Ebene sowie die Gleichstellung der Nutzer, kostenlose Teilnahme, die Wichtigkeit der Gruppe ebenfalls
Betroffener zum Erarbeiten eigener Problembewältigungsstrategien sowie Gespräche, Weitergabe eigener Erfahrungen und
wechselseitige Hilfe als Schwerpunkte sind Kennzeichen von Selbsthilfegruppen (vgl. Wohlfahrt & Breitkopf 1995, S. 44),
die sich auch im virtuellen Austausch Betroffener wiederfinden - lediglich die Nähe zu den jeweiligen Wohnorten der
Teilnehmer wird durch das Medium unwichtig.
Die Kommunikation Betroffener im Internet kann ähnliche Möglichkeiten bieten wie sie "real life"-Selbsthilfegruppen
zugeschrieben werden (vgl. Motsch 1996, S. 114 f.): Stabilisierung auf psychosozialer Ebene und Aufheben der sozialen
Isolation können in konventionellen Gruppen wie auch im Internet stattfinden, Sekundärprävention im Sinne eines Rückfalles
bei Suchterkrankungen kann durch die gute Erreichbarkeit der "Onliner" in virtuellen Gemeinschaften womöglich sogar besser
stattfinden als in Gruppen (da die Hemmschwelle, jemanden telephonisch zu erreichen, unter Umständen größer ist als
jemanden anzusprechen, von dem man sieht, daß er gerade online ist)."
Quellen:
Diplomarbeit Nadine Peetz
http://www.nadine-peetz.de, 07.02.2004
Fördern und Fordern
Ein Leitfaden für Krankenkassen und Selbsthilfegruppen
Herausgeber: Förderpool "Partner der Selbsthilfe"
copyright BKK Bundesverband, 2003
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