* Startseite
über SVV
* Informationen
* Interview
* Fragen zu SVV
professionelle
Hilfe
* Wege zur Thera
* Adressen
* Therapieformen
* online-Hilfe
praktische
Selbsthilfe
* Ratschläge für
Angehörige
* Alternativen zu SVV
* Tipps
* Selbsthilfe
Austausch über
* Forum
* Chat
* Gästebuch
* e-Mail
* andere Foren
Erfahrungs-
berichte
* Betroffene
* Angehörige
* kreative Beiträge
Literatur
und Medien
* Bücher
* Medienberichte
* Internet
* SVV-Websites
* private Homepages
weitere
Aspekte
* Gedanken
* über diese HP
* SVV-Projekte
* Prominente
Organisatorisches
* Downloads
* Technisches
* Chronologisches
* Aktualisierung
* Danke
|
Meine Geschichte
David, 17 m
Ich verletze mich selbst, meistens durch Ritzen. Meine Depressionen und
Selbstzweifel werden immer größer und die
Selbstverletzung ist mein einziges Ventiel.
Ich fahre zwar seit ein paar Monaten RC-Modelle um mich abzulenken.
Allerdings kann ich mich für jede Bestellung von Ersatz- oder
Tuningteilen von meinen Vater blöd anreden lassen. So
fährt bei jeder Fahrt auch die Angst mit, dass ich irgendein
Ersatzteil brauche und mich wieder blöd anmachen lassen kann.
So wird aus einer eigendlich so schönen Ablenkung doch noch
ein riesen Theater, warum ich so viel Geld für so etwas
sinnloses ausgebe. Ich wünschte ich könnte ihn
erklären dass ich nur deshalb so viel Geld für diese
Hobby ausgebe, weil ich mich so ablenken kann.
Leider hab ich keine gute Beziehung zu meinen Eltern. Wir reden fast
überhaupt nicht, und wenn dann über belanglose Themen
und sicher nicht darüber, wie ich mich fühle, warum
ich mich selbst Verletze oder vor was ich Angst habe. Meine Eltern sind
meistens die letzten die von Verletzungen erfahren, wenn sie das
überhaupt tun. Meine Erinnerungen an meine Kindheit (damit
mein ich den Zeitraum bis ungefähr 8 Jahren, als das Ende
meiner Kindheit seh ich den Anfang der 3. Klasse) bestehen
Hauptsächlich aus schlechten.
Ich habe eine Schwester, 1 ½ Jahre jünger als ich.
Früher haben wir uns im Grunde noch gut verstanden. Wir hatten
zwar unsere ganz normalen Streiterein unter Geschwister, wenns jedoch
Ärger gab haben wir zusammengehalten.
Meine Mutter allerdings hat uns wegen dieser Streitereien oft
angeschrien. Wir mussten dann in unser jeweiliges Zimmer und uns
absolut still verhalten. Taten wir das nicht, gabs oft den Arsch
versohlt oder ein paar Watschn.
Genauso wenn wir an einen Samstag oder Sonntag Vormittag nicht bis 11
Uhr still waren, dann haben sich unsere Eltern abgewechselt wer uns
jetzt schimpfen soll. Ich weis noch wie ich in meinem Zimmer versucht
habe Lego zu spielen und möglichst leise war und erschrocken
bin wenn ich irgendein Geräusch aus dem Schlafzimmer meiner
Eltern gehört habe. Es hätte ja sein können
dass ich zu laut war und Ärger bevorstand.
Meine Eltern erzählen öfters mal dass ich mal Nachts
aus dem Bett in die Küche geschlichen bin und am
Wohnzimmer vorbei musste. Als mich meine Eltern erwischten
hab ich gesagt: ,,Ich hau mir den Hintern selber" und hab es dann auch
getan. Ich weiss es nicht genau aber ich glaub ich war damals ca. 4
Jahre alt.
In der 3. Klasse bekam ich dann die Frau L. als Lehrerin. Sie war die
Stiefmutter einer guten Freundin meiner Eltern, die den Vater dieser
nur aufgrund ihrer Schwangerschaft heiraten konnte. Auf die
Freunfschaft meiner Eltern mit ihrer Stieftochter (mit welcher sie sich
ja überhaupt nicht verstand) war diese Frau
eifersüchtig. Zumindest ist das meine einzige Logische
erklärung warum die mich so gehasst hat.
Ich war damals 8 Jahre alt, also in einer wichtigen Phase der
psychischen Entwicklung.
Ich wollt unbedingt auf die Realschule, was Fr. L. natürlich
unterbinden wollte. Sie gab mit regelmäßig schlechte
Noten, am Ende schaffte ich es dass ich im Übertrittszeugniss
einen Schnitt von 3,33 in den entscheidenden Fächer hatte.
Also musste ich eine Aufnahmeprüfung machen. Als
„Ermutigung“ bekam ich von ihr mit auf den Weg:
„Mach du nur deine Aunfnahmeprüfung, du schaffst sie
ja eh nicht, dann siehst du wenigstens was du verpasst“
Im Prüfungskomitee saß damals auch Hr. D.. Von ihm
hab ich später erfahren die Beruteilung die Fr. L. von mir
geschrieben hat so ziemlich das Gegenteil von dem war was zugeroffen
hat. Anscheinend hat sie mich als dummen, faulen Jungen beschrieben,
der praktisch keine Auffassungsfähigkeit hat und
unmöglich für die Realschule geeignet ist. Zum
Glück zählte in der Aufnahmeprüfung ihre
Meinung nicht.
Ich habe dann die Aufnahmeprüfung mit Erfolg bestanden und war
stolz darauf (damals konnte ich tatsächlich noch auf etwas
stolz sein dass ich geschafft habe). Als ich dann der Fr. L. diese
Nachricht überbrachte und auf ein Lob hoffte, bekam ich zur
Antwort: „Schön, freu dich halt. Länger als
6 Wochen schaffst du sowiso nicht auf der Realschule. Danach kommst du
sowieso auf die Hauptschule.“
Das war in der 4. Klasse. Allerdings liefen die beiden Jahre die ich
sie als Lehrerin hatte im Grunde die ganze Zeit so.
In dieser Zeit hab ich eins gelernt: Egal was passiert, wehr dich
nicht. Alleine schaffst du es nicht und dir wird niemals jemand helfen.
Wenn du dich wehrst wird alles schlimmer.
Ich mache in Gedanken oft meinen Eltern Vorwürfe dass sie mir
nicht geholfen haben, habe es ihnen gegenüber jedoch niemals
ausgesprochen. Ich glaube dass sie sich selbst überfotdert
fühlten.
Ich kam also auf die Realschule. Einer Knabenschule in Klosterbestiz.
Eine Klasse mit 32 Jungs, die sich alle beweisen wollen.
Und die beste Möglichkeit sich zu beweisen war für
diese ihre Kraft zu demonstrieren. Und dass geht am besten an einer
Person, von der man keine Gegenwehr erwarter muss und die sich
garantiert niemanden anvertraut. Jemanden wie mich. Ich war also ihr
Opfer für die nächsten 6 Jahre.
Es kenne kaum ein schlimmeres Gefühls als dass in einer
Pausenhalle vor 200 oder sogar noch mehr Schülern erniedrigt
zu werden. Es sind so viele schlimme Sachen, dass ich die Erinnerungen
kaum noch Selektieren kann. Manche sachen haben sich aber eingebrannt.
Wie z. Bsp. Die Tritte von Thomas in die Kniekehlen, der es immer
wieder lustig fand wenn ich danach hinfiehl. Teilweise machte er das
jeden Tag. Noch heute hab ich deswegen immer wieder schmerzen im Knie.
Oder wie es ist wenn sie in der Pausenhalle einen
“Schubskreis“ machen in dem man unter
gelächter von einer Seite zur anderen geschubst wird bis man
sich nicht mehr auf den Beinen halten kann, wonach meistens der Spruch
kam „Was am Boden liegt gehört gestiefelt“
was nichts anderes hies als ein paar Tritte.
Im Unterricht wars auch nicht besser. Egal was ich sagte, egal ob
richtig oder falsch, ich musste mir immer viel Spott anhören.
Die Lehrer interessierte es nicht.
Und wenn ich mich gewehrt habe hies das meistens noch mehr
Ärger. Ich weis noch wie mir Markus im Wahlfach Kochen immer
wieder eine Plastikschüssel von hinten auf den Kopf gehaut
hat. Irgendwann konnte ich mich nicht mehr beherschen und bin
ausgerastet. Ich hab ihn angeschriehen so laut ich konnte, jedoch nicht
angepackt oder geschlagen, einfach nur so laut wie möglich
angeschriehen. Erst dann hat die Lehrerin reagiert und konsiquenzen
gezogen. Allderings nicht für Markus weil er mir die
Schüssel auf den Kopf gehauen hat, das hat sie nicht
mitbekommen.
Sondern meine Eltern durften einige Tage später bei der
Schulleitung und dem Klassenlehrer antreten. Ich sollte mich doch in
Zukunft besser unter Kontrolle haben, ansonsten müssten sie
„pädagigische Maßnahmen“
ergreifen. Unterm Strich hatte ich mehr Ärger als Markus.
Ich habe vor ein paar Wochen einen ehemaligen Lehrer gefragt ob es an
der Schule mit dem Mobbing schon besser geworden sei oder ob man
wenigstens versucht etwas dagegen zu Unternehmen. Eine richtige Antwort
hab ich nicht bekommen, nur geschwafel darüber dass jeder zu
erst an sich selbst denken soll und jeder mit seinen Proplemen alleine
fertig werden soll.
Es hat sich also nichts verändert und es wird sich auch nichts
verändern. Ich hab mir schon überlegt ob ich den
Schulleiter bei der Eröffnungsrede am Tag der
offenen Tür auf das Thema Mobbing anspreche. Dann
müsste er endlich darüber nachdenken wie man das
Problem angehen könnte und vieleicht müssen dann
nicht mehr ein oder zwei Schüler pro Klasse zur allgemeinen
Belustigung leiden.
Nach der Realschule hab ich meine Kochlehre begonnen.
In der Gastronomie herscht im allgemeinen ein Rauer ton, aber mein
Küchencheff übertrifft alles. Er regiert mithilfe von
Angst und Drohungen über die Küche, egal ob Lehrlinge
oder Gesellen, jeder hat Angst von ihm Ärger zu bekommen. Fast
allen Mädls in Küche und Service haut er
regeläßig auf den Hintern und den Jungs in der
Küche hin und wieder in die Weichteile. Sexistische
Sprüche sind Alltag, wer in der Nähe ist wird nur mit
Schimpfwörtern angesprochen.
Im ersten Lehrjahr bin ich einmal mir blutigem Diarrhoe ins Krankenhaus
eingelierfert worden. Die Ärtze sagten mir als Grund
langzeitigen Stress.
In dieser Zeit hab ich mich auch angefangen zu Verletzen. Ich weiss
nicht warum das ein so schönes Gefühl ist, ich hasse
und liebe es. Ich will aufhören und dennoch zieht es mich
immer wieder zur Klinge. Es tut nicht wirklich weh, zumindest nicht auf
die Art und Weise wie eine Verletzung aus Unachtsamkeit. Es ist wie in
Trance. Ich spür nur ein Glücksgefühl und
eine Tiefe enspannung. In diesen viel zu kurzen Momenten bin ich
Glücklich.
Und die Schnitte werden tiefer, jedes mal. Ich kann nichts dagegen tun.
Es ist eine Sucht. Ich weis dass mich diese Sucht früher oder
später in den Tod treibt wenn ich sie nicht
überwinden kann, allerdings will ich sie auch nicht wirklich
überwinden. Ich will diesen Moment des Glückes
erleben. Immer und Immer wieder. Und bin bereit die Folgen zu tragen.
Irgendwann hat dann eine Kollegin meine Verletzungen gesehen und darauf
reagiert (gesehen haben es sicher schon viel mehr Persronen,
allerdings war es ihnen egal). Danach gabs ein Gespräch von
meinen Küchencheff und Hoteldiretktor mit meinen Eltern.
Dann ging zur ersten Psychologin. Sie hat es geschafft einen Draht zu
mir zu bekommen. Bei ihr war ich ca 6 Wochen in Behandlung bis sie nach
München zog, in dieser Zeit hab ich mich auch nicht geritzt.
Mit der nächsten konnte ich nichts anfangen und nach einer
Woche gings wieder los. Danach kam ich zu einem Psychologen. Der konnte
mir zwar auch nicht helfen, aber ich blieb trozdem für ca 4
Monate. Wärend der Zeit hab ich mich auch geritzt, deshalb hab
ich die Therapie abgebrochen und versuche alleine zurecht zu
kommen. Eigendlich hätte ich gerne auch eine
stationäre Therapie gemacht, wusste aber nicht an wen ich mich
wenden sollte. Vieleicht würde eine solche helfen.
Ich bin schon lange auf nichts mehr stolz dass ich tu. Auch wenn andere
sagen dass ich es gut gemacht habe, so finde ich es doch scheisse. Ich
kann nicht sagen: „Jap David, das war gut“,
stattdessen seh ich immer nur das negative
Mit meiner Schwester verstehe ich mich heute leider auch
nicht mehr so gut. Sie ist eifersüchtig auf die Dinge die ich
schon durfte und darf und sie noch nicht, da sie jünger ist.
Diese Eifersuch schlägt leider oft in Aggresion um. Ich hoffe
dass sich das wieder legt wenn sie älter ist.
Eine Freundin habe ich leider nicht. Immer wenn ich eine Bindung zu
einer aufbaue kapsle ich mir ihr gegenüber ab, kann nicht mehr
offen sein, hab Angst verletzt zu werden.
Mein Traum wäre es eigendlich Teilchenphysik zu studiernen und
im Bereich der Kernfusionsforschung zu arbeiten. Der erste der mir
gesagt hat dass ich dass schaffen kann war mein damaliger Lehrer Hr.
N.. Meine Eltern haben mich nie so ermutigt. Selbst jetzt wenn ich
ihnen sage dass ich studieren will sagen sie nur ,,Schau erst
mal dass du deine Lehre schaffst." Jeden Zukunftstraum den ich mit
ihnen teilen wollte haben die sofort unterbunden und mir zu verstehen
zu geben dass sie nicht wirklich an mich glauben.
Ich versuche mein Glück zu finden, und hoffe dass ich bis
dahin der verlockung eines Suizids wiederstehen kann, denn so
verlockend der Tod auch klingt, ich will etwas in meinen Leben
erreichen, noch einmal stolz auf mich sein können.
11.01.2012
weiter blättern >>>
Übersicht Erfahrungsberichte 101 - 200
Übersicht Erfahrungsberichte 1 - 100
|