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Lebensgeschichte einer 15 jährigen

Anonym, 15 w
 

Ich war noch nie mit meinem Leben zufrieden gewesen. Mein Vater ist ein Alkoholiker und hat meine ganze Kindheit versaut. Schon von klein auf war ich fast jeden Abend in meinem Zimmer eingeschlossen, mit meinem beiden großen Brüdern, und hoffte das mein Vater meine Mutter nicht umbrachte. Er schloss sie auf dem Balkon aus und schlug sie, demolierte die Wohnung und kam öfter Abends in mein Zimmer. Er hat sich nie an mir vergangen doch war seine Anwesenheit schon schlimm genug. Ich war noch sehr klein und verstand einfach nicht was passiert war. Meine Mutter sagte mir immer wieder, das alles gut sei und meine Brüder sagten mir, ich solle bloß aufhören zu heulen.
Entweder war ich dann eben mit meinen Brüdern im Zimmer eingeschlossen und habe geweint oder lag in meinem Bett und habe mich schlafend gestellt.
Manchmal kam mein Vater sogar nackt in mein Zimmer. Er war so voll, dass er gar nichts mehr merkte.
Nicht nur das ich Abends nie richtig Ruhe fand und ganz normal leben konnte wie all die anderen Kinder in meiner Klasse/ oder Kindergartengruppe war es auch noch so das ich nie dem Optimal entsprach.
Ich war zu dick und nicht die Hübscheste. Kurz gesagt ich wurde gemobbt und das nicht von schlechten Eltern.
Von klein auf wurde mir eingetrichtert das ich hässlich und fett sei. Das ich es nicht wert sein würde zu leben. Natürlich war ich so naiv und glaubte alles was ich hörte und dadurch zerbrach mein ganzes Selbstvertrauen.
In der Schulzeit war dies natürlich ganz schlimm. Ich bekam alles richtig mit und verstand was es bedeutete, wenn Jemand zu mir sagte ich sei eine fette Kuh.
Immer mehr baute ich Hass mir gegenüber auf.
Wie jedes Mädchen verliebte ich mich dann auch noch in den Klassenschwarm, er war das was man in dem Alter als Perfekt bezeichnete.
Schlank, süß und sportlich.
Da ich schon immer eher der Typ war der besser mit Jungs auskam (lag wohl daran das ich mit zwei Brüdern groß geworden war) waren wir schnell „Freunde“.
Er war wirklich toll und viele Mädchen waren neidisch auf mich da ich ja mit ihm sprach und bekam so noch mehr von denen ab.
Und schließlich fing auch noch mein Schwarm an mich zu beleidigen. Er schämte sich für mich, was ich natürlich verstand da ich ja ein hässliches, fettes und ungeliebtes Mädchen war.
Ich sonderte mich immer mehr ab und tat dennoch immer freundlich zu allen. Ich setzte mir eine Maske aus Lächeln und Fröhlichkeit auf die ich bis heute noch trage.
Ich war relativ schlau, eine der besten in der Klasse und wurde dadurch immer wieder in der Klasse von den Lehrern gelobt. Ich hatte es gehasst nach vorne zu kommen und meine tolle Hausaufgabe vorzulesen. Ich war auch noch sehr kreativ und malte schon besser als die meisten Erwachsenen und wurde dadurch auch immer wieder ein Thema.
Kurz gesagt, ich hasste die Aufmerksamkeit.
Schulisch war also alles genau so schlimm wie Zuhause. Dort herrschte noch immer völliges Chaos. Meine Vater trank, meine Brüder waren wie immer und meine Mutter wurde immer kränker.
Sie erlitt über die Jahre mehrere Bandscheibenvorfälle und wurde dadurch immer kränker, sie nahm Tabletten und war immer schlechter drauf.
Als die Grundschulzeit vorüber war kam die Realschule.
Ich hatte sie schon mit Angst erwartet und freute mich nicht unbedingt auf sie. Ich hatte das Glück und war mit den meisten Leuten aus meiner alten Klasse zusammen, daher wurde ich nicht so viel fertig gemacht (nach vier Jahren hatte sich wirklich jeder an mich gewöhnt).
Ich lernte die neuen Mitschüler kennen und dadurch auch neue Freunde. Über meine ganze Schulzeit war ich nie wirklich unbeliebt ich hatte immer „Freunde“, doch welche die mich auch gerne mal beleidigten und da ich nicht alleine sein wollte gab ich mich dennoch mit denen ab.
Wie dem auch sei, es ging weiter wie zuvor.
Natürlich gab es ältere Schüler auf der Realschule (bis zu 18 jährige) und diese waren natürlich besonderes gut darin kleine schüchterne Mädchen fertig zu machen.
Es war schließlich die achte Klasse die alles änderte. Ich hatte mich daran gewöhnt angeguckt zu werden und auch beleidigt zu werden. Hatte „Freunde“ die mich mochten wie ich war und meine Noten waren auch gut.
Die familiesche Situation war ich auch gewöhnt und ich lebte so vor mich her.
Ich lernte schließlich ein nettes Mädchen kennen, sie wurde zu meiner besten Freundin und zu der Person der ich alles anvertrauen konnte.
Sie hatte ein ebenso sch*** Leben wie ich, sie verstand mich. Außerdem gehörte sie der Szene an  die dafür bekannt war sich zu ritzten (was natürlich nicht unbedingt stimmte).
Und so fing ich auch mit dem Ritzen an. Ich hatte es schon vorher ein paar mal getan aber war ich einfach zu ängstlich richtig zu bluten. Sie erzählte mir wie sie sich dabei fühlte sich zu ritzten und da kam mir die „Erleuchtung“. Ich wollte mich auch so fühlen wie sie und wurde zu einer richtigen Ritzerin.
Ich nahm die Nagelscherbe und strich immer wieder über meinen Arm, bis so schöne kleine rote Streifen entstanden waren. Das reichte mir...am Anfang.
Nach und nach wurde ich immer aggressiver mir selbst gegenüber. Wenn etwas nicht so lief wie ich wollte rastete ich richtig aus. Meine Mutter sagte mir eines Tages auch, dass sie Angst vor mir hätte.
Naja...
Die Zeit verging und ich verlor diese Freundin, die mir so viel bedeutet hatte. Sie war einfach weg und wir gingen getrennte Wege. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich keinen mehr mit dem ich über mein Leben reden konnte.
Zum Glück war sie niemand von denen gewesen, die alles weiter erzählten als man sich stritt.
Bis heute ritzte ich mich noch immer und hasse mein Leben.
Ich war schon öfter kurz davor mich selbst umzubringen und kann kein Tag mehr genießen.
Die Maske trage ich wie eine zweite Haut.
Doch seit einiger Zeit habe ich aufgehört so fröhlich zu sein zu mindestens Zuhause. Dort sitze ich nur noch herum und mache was am Latop. Ich verabrede mich nicht mehr und bin antriebslos.
Nicht nur der Druck keinen Freund zu haben, was ja in meinem Alter von 15 „normal“ ist sondern auch noch kein Selbstvertrauen zu haben ist extrem schwer.
Wenn ich die Entscheidung hätte tot zu sein oder zu leben würde ich den Tod bevorzugen.
Alle Leute die mir wichtig waren sind gegangen( meine Oma tot, meine Freundin mit mir zerstritten und meine Mutter nur noch für sich selbst da).

Ich ritzte mich aus vielen Gründen und schäme mich dafür. Ich hoffe jeden Tag, dass Jemand wüsste das ich mich ritzte damit er mir helfen könnte, damit jemand sieht was für ein Leben ich habe doch habe ich Angst davor, dass ich ausgelacht werden.
Ich glaube, das viele Leute merken wie schlecht es mir geht aber sie wollen es einfach nicht sehen....

Ich bin jetzt in der neunten Klasse und komme bald in die Zehnte und hoffe das mein Leben ein wenig besser wird. Das ich nicht mehr so leide.
Obwohl ich keine Probleme mehr habe mit Beleidigungen ect. sind die alten Wunden aus der Vergangenheit noch ganz deutlich da.

 

23.01.2011
 

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