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"Ich würde mich niemals ritzen!"

don't-be-scarred, 18 w
 

Das habe ich mir immer schon gedacht.
Und ich bin dem auch treu geblieben…in gewisser Weise.

Ich empfand Ritzen immer als eine bescheuerte „Krankheit“,die nur psychisch labile und Menschen mit einem Aufmerksamkeitsdefizit haben.
Ich dachte in Stereotypen und Vorurteilen,zum Beispiel,dass so genannte Emos sich aus Spaß bzw. eben aus diesem Aufmerksamkeitsdefizit heraus ritzen würden.
All das dachte ich sehr,sehr lange,bis sich mein Leben irgendwann änderte und ich selbst mit dieser „bescheuerten Krankheit“ konfrontiert wurde.

Es ist gar nicht mal so lange her,dass ich erkannt habe,dass ich schon seit langem (besser gesagt,seit vermutlich mehr als 10 Jahren) unter einer Form von SVV leide,die ich als solche nie erkannt habe,denn ich kratze mich seitdem ich klein bin.
Der Satz der sich wohl am meisten bei mir eingeprägt hat ist: “Nicht knibbeln!!!“
…einfacher gesagt als getan,habe ich immer gedacht und so ist es heute immer noch.

Ich war erstmal ziemlich geschockt und bekam Angst vor mir,als ich las,dass Kratzen ebenfalls eine Form der Selbstverletzung ist,weil ich mir immer gesagt hab.“Nee,du ritzt dich nie,das ist doch völlig bescheuert und tut weh!“
Mit Kratzen ist es doch genau das Gleiche,es tut weh und ist völlig bescheuert!
Tjaja…

Ich glaube mit dem Stereotypen-Denken hab ich – nicht gänzlich aufgehört,aber ich hab es eingeschränkt,als ich erlebte,was es heißt,“anders“ zu sein,nicht der Norm zu entsprechen.
Auf einmal fühlte ich mich nämlich nicht mehr so cool,wie früher,als ich erkannte,dass ich lesbisch bin.
Ich muss dazu sagen,dass ich bisher noch keine negativen Erfahrungen gemacht habe,was Diskriminierung angeht,aber es ist schwierig mit dem Thema an sich klarzukommen,wenn man nicht gerade in einer mittelgroßen Stadt lebt und vorher kaum Kontakt mit Homosexualität hatte.
Naja,so folgte dann erstmal die große Phase der Verdrängung,in der ich mir einredete,doch hetero zu sein,was im Nachhinein ziemlicher Druck war.
Dann kam die erste wirklich große Liebe – vergeblich.
Zu weit weg…unsicher…verlogen.

Und irgendwann so zu dem Zeitpunkt fing ich an,mich zu distanzieren.
Ich fraß fortan alles nur noch in mich hinein,vertraute keinem mehr etwas an,weil ich mich nicht mehr für wichtig hielt.
Ich konnte gut zuhören und kann es immer noch,aber wichtige Dinge zu erzählen – das fällt mir schwer.

So ist es also im Laufe der Zeit zu einigen Störungen gekommen,die ich erst so richtig erkannte,als wir die Entwicklungsstufen Freuds in Pädagogik analysierten und ich zum ersten Mal erkannte,wie offensichtlich schlecht ich doch die frühe Trennung meiner Eltern (da war ich ca. 4 oder 5) verarbeitet hatte:

-Bis vor einigen Jahren nässte ich nachts noch ein
-Ich lutsche manchmal noch am Daumen
-Ich kaue an meinen Fingernägeln und an der Unterlippe
-Und ich kratze meine Wunden immer wieder auf

Es ist wirklich erschreckend,wenn man sich zum ersten Mal bewusst macht,dass man gar nicht der Mensch ist,der man glaubte zu sein!

Ich habe vor einigen Wochen zum ersten Mal mit meinen Eltern darüber geredet und es tat wirklich gut,aber es ist,wie jede/r von euch weiß verteufelt schwer,einfach damit aufzuhören.

Ich weiß,dass es geht,ich habe mein Daumenlutschen extrem eingeschränkt und kann es auch gut kontrollieren und unterdrücken.
Auch habe ich das Einnässen in den Griff bekommen.
Jedoch bleiben die sichtbaren Dinge: das Nägelkauen und die Narben am Körper.

Aber eines ist sicher:
Ich will aufhören und ich will wieder im Sommer ins Frei- und im Winter ins Hallenbad gehen und mich gut fühlen,jedoch muss man wirklich einen starken Willen und vor allen Dingen Unterstützung haben!

Ich wünsche allen Menschen,die unter SVV leiden,dass sie erkennen,dass sie wundervoll sind und dass sie wichtig sind und dass jemand sie lieb hat!

Ich werde es nicht versuchen,nein,ich werde es tun,und es wird klappen,ich weiß es,ich kann es und ihr könnt es auch! ;)

Vergesst es nicht,ihr seid toll

 

28.11.2010
 

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