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ein entscheidender Moment

Ronja Lena, 14 w
 

Bei mir fing alles an, als ich etwa 6 Jahre alt war. Meine Eltern haben sich andauernd gestritten, wegen jeder Kleinigkeit und jedesmal eskalierten diese Streitereien. Einmal sogar so weit, dass meine Mutter ins Krankenhaus musste, da mein Vater sich nicht unter Kontrolle hatte. Sie hatte einen Nasenbeinbruch. Etwa nach 3 Tagen wurde sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen, doch anfangs tat sie noch nichts gegen meinen gewalttätigen Vater. Noch zwei weitere Jahre ließ sie alles über sich ergehen und meine drei Geschwister und ich hatten keine andere Wahl als tatenlos zuzusehen. Endlich, als ich 8 Jahre alt war, ließ sie sich von meinem Vater scheiden und wir zogen um. Ich war 9 Jahre als wir endlich in unserem neuen Haus wohnten und ab da begann der ganze Stress. Ich musste nach der 2.Klasse auf eine neue Schule wechseln, wegen dem Umzug. Als dann also das 3.Schuljahr begann, war ich auf einer neuen Schule und hatte keinerlei Freunde und kannte niemanden. Es war schwer für mich neue Freunde zu finden, doch nach etwa einem Jahr hatte ich eine beste Freundin. Wir machten fast alles zusammen, waren einfach unzertrennlich und ich war froh sie zu haben. Meine Mutter und auch mein Vater hatten beide zu dem Zeitpunkt schon einen neuen Lebenspartner und ich besuchte meinen Vater jedes zweite Wochenende mit meinen Geschwistern. Es war schön dort, denn er unternahm viel mit uns und kümmerte sich toll um uns. Ich fuhr gerne zu ihm, denn es machte Spaß dort. Doch dann, als ich in die 5. Klasse kam, erfuhr ich, dass meine beste Freundin mit dem Ende der 4.Klasse auch umziehen musste und das war ein Schock für mich. Ich hatte mir schon so schön überlegt gehabt, was wir alles auf dem Gymnasium dann machen könnten, die Pausen verbringen und für die Arbeiten lernen, doch das wurde alles so über den Haufen geworfen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, doch nach den Ferien hatte ich keine Wahl, außer mich in der neuen Klasse ohne Freunde erneut zurecht zu finden. Es war schwer, doch hinzu kam dann auch noch der weiter Stress mit meinem Vater. Es war nämlich so, dass er anfing, sich mehr und mehr ins Negative zu verändern. Ich war 12 Jahre und gerade in die 6. Klasse gekommen. Wie zuvor auch besuchten wir ihn jedes zweite Wochenende, doch er unternahm nichts mehr mit uns, weder Schwimmbad, noch Kino oder noch nicht einmal einen kleinen Spaziergang. Er saß fast nur noch daheim vor dem Fernseher und trank seinen Alkohol. Es war echt grauenvoll dort. Doch an einem Abend eskalierte das alles dann. Er war total betrunken und mein kleiner Bruder und ich wir hatten eine Bitte an ihn. Doch diese wollte er in dem Moment natürlich nicht tun, es war nichts großes, das genaue weiß ich nicht mehr, doch es war eine Kleinigkeit. Er hat sich dann so darüber aufgeregt, dass er mich schlug und uns im Zimmer einsperrte. Mein Bruder und ich haben dann unsere Sachen gepackt und sind aus dem Zimmerfenster gesprungen, das zum Glück um Erdgeschoss ist. Ich habe von Handy aus meine Mutter angerufen und diese hat uns dann abgeholt. Mein Vater hat erst am nächsten Tag gemerkt, dass wir nicht mehr da sind. Von diesem Tag an wollten wir nicht mehr zu unserem Vater, doch das Jugendamt sah keinen triftigen Grund dafür, nicht mehr hinzugehen, obwohl wir ihnen die Geschichte erzählten. Es gab keine Beweise und mein Vater behauptete fest, es sei niemals so gewesen wie ich es erzählt habe. Somit mussten wir weiterhin zu ihm gehen und verbrachten noch Ronja Lenaeinige langweilige Wochen bei ihm. Im November 2009 kam dann der nächste Schlag für mich. Meine Schwester, die 18Jahre alt geworden ist, zog genau an ihrem Geburtstag Ronja Lenaaus. Ich war traurig, denn unsere Familie find an zu bröckeln. Ich sah sie selten, denn sie ging auf dieselbe Schule wie ich. Im Frühjahr 2010 hatte mein Vater Geburtstag und obwohl ich eigentlich keine Lust hatte, ging ich im Mai mit meinen Geschwistern und ihm essen. Wir unterhielten uns alle lange, jedoch über belanglose Dinge. An diesem Tag sah ich meinen Vater zum letzten Mal, danach brach ich den Kontakt ab, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe mit ihm. Er beachtete uns Kinder nicht mehr, ich war ihm eigentlich egal. Im August 2010, als ich 14 Jahre alt wurde, vergaß er meinen Geburtstag. Weder einen Anruf, noch ein Geschenk oder sonstige Glückwünsche kamen von ihm. Das war ein weiterer Schlag ins Gesicht für mich und ich stellte mir ernsthaft die Frage, ob er mich vielleicht doch vergessen hatte. Die Ferien waren schließlich zu Ende und mein Leben war vollkommen durcheinander. Ich hatte einige gute Freunde in meiner Klasse gefunden, doch dann kam ich in die 8.Klasse und wir wurden in Latein-/und Französisch-Klassen getrennt. Wir sind nur 3 Mädchen aus der alten Klasse, die Latein haben und auch nur 7 Jungs, von denen ich mich nur mit zwei wirklich gut verstehe. Der größte Teil meiner Freunde war ab da nicht mehr in meiner Klasse und es ist auch jetzt noch schwer, die Freundschaft aufrecht zu erhalten, da wir uns einfach sehr selten sehen. Nun gut, es war der 19.09.2010, ein Sonntag. Mittags ging es mir schlecht, weil ich an all das denken musste, was ich die letzte Zeit durchmachen musste. Die Sache mit meinem Vater. Der Auszug meiner Schwester. Die Scheidung meiner Eltern und deren Streitereien. Die Klassentrennung. Und außerdem noch, dass ich in einen Jungen verliebt war, der jedoch nicht in mich war. Ich hatte kein Selbstbewusstsein, genauso wie jetzt auch nicht. Es ging mir total schlecht und ich habe ernsthaft überlegt, ob ich noch leben will. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich das nicht will und habe das einem Freund im Chat gebeichtet. Dieser hatte totale Panik und meinte, er wolle zu mir kommen und wir könnten reden. Ich war total durcheinander, bin an unseren Verbands-Schrank gegangen und habe von dort einen Verband geholt. Ich wusste genau, was ich tun wollte. Ich war gerade wieder in meinem Zimmer, als es an der Tür klingelte. Der Freund stand unten und meine Schwester ließ ihn rein. Ich packte schnell alles weg, damit er sich keine Sorgen machte. Er kam in mein Zimmer und wir unterhielten uns einige Stunden lang. Jedoch hab ich das alles nur für ihn getan, ich war dankbar, dass er da war, doch aus einem unerklärlichen Grund half es mir nicht von meiner Entscheidung wegzukommen. Er ging wieder und ich hatte noch immer diesen einen Gedanken, jedoch etwas runter gestuft. Ich wollte mich nicht umbringen, sondern einfach den Stress und die ganzen Sorgen loswerden. Ich ging wie in Trance in das Zimmer meiner Mutter, die zurzeit nicht da war und nahm mir ihr Skalpell, das sie normalerweise für Bastelarbeiten benutzt. Sie hat zwei davon und deswegen würde ihr der Verlust des einen nicht auffallen. Ich suchte in der Schublade nach einer sauberen Klinge, die ich auch bald fand. Ich steckte also eine neue drauf und schlich in mein Zimmer zurück. Schnell zog ich mich um, da ich duschen gehen wollte. Ich versteckte das Skalpell unter dem Handtuch und ging ins Badezimmer. Ich drehte den Schlüssel um und holte es wieder hervor. Ich überlegte nicht lange, welche Stelle ich nehmen sollte und setzte die Klinge an meinem linken Unterarm an. Ich schnitt einmal leicht ein, dann etwas tiefer und setzte wieder neu an. Das tat ich einige male, bis die Wunden stark bluteten. Ich fühlte mich erleichtert und wusste in dem Moment schon, dass ich es wieder tun würde. Ich steckte das Skalpell wieder zurück unter das Handtuch und ging duschen. Ich hoffte, das Blut würde so gestoppt werden, doch das war leider nicht der Fall. Als ich wieder herauskam, blutete mein Arm noch genauso stark wie zuvor und ich nahm mir den Verband und wickelte diesen fest um das Blut, damit es so gestoppt werden konnte. Ich ging schlafen und am nächsten Tag in der Schule versuchte ich mit meinem Ärmel, den Verband zu verbergen, was mir jedoch nicht gut gelang. Der Junge, der auch am Tag zuvor schon bei mir war, entdeckte den Verband und wusste natürlich sofort was los war. Er ging sofort zu zwei Freundinnen von mir und sprach mit denen darüber. Ich fühlte mich total elend an dem Tag, mir war schlecht als er redete und ich rannte aufs Klo. Dort übergab ich mich und brach einmal zusammen, auf der Toilette, doch das bekam keiner mit. Ich war froh darüber, denn sonst hätte ich noch mehr erklären müssen. Als ich wieder zurück kam, erfuhr ich, dass die drei vorhatten, mit mir zu unserer Schulpsychologin zu gehen, was ich am Anfang jedoch total ablehnte. Doch weil mir der Druck dann einfach zu stark wurde, ging ich wiederwillig mit und redete mit ihr. Es brachte mir nicht viel. Am Nachmittag des Montages ging ich zum Arzt, da meine Hand stark schmerzte und ich es sonst nicht mehr aushielt. Der Arzt gab mir eine Salbe und verband den Arm erneut. Es schmerzte weniger, aber dennoch war mit nicht wohl. Von dem Tag an geriet das alles weiter in Vergessenheit. Ich musste dem Freund versprechen, mich nicht mehr zu ritzen, doch es fiel mir schwer das einzuhalten. Einmal habe ich es dann doch noch getan, ich war auf der Toilette in der Schule und war total gestresst wegen einer bevorstehenden Arbeit. Ich zog das Skalpell aus meiner Tasche und schnitt sehr tief in meinen Handrücken ein. Die Wunde blutete so stark, dass mir schlecht wurde und wiedermal sehr schwindelig. Auch diesmal bekam keiner davon etwas mit, ich übergab mich und wickelte dann etwas Papier um die Hand. Keinem viel etwas auf. Nun sind einige Wochen vergangen und keiner denkt noch an mein Problem. Ich habe es ihm versprochen, es nicht mehr zu tun, doch er versteht ja nicht einmal, warum ich es tue und dass ich damit nicht so einfach aufhören kann. Ich kann das Versprechen nicht halten und verletze mich immer wieder. Es tut mir leid, dass er dadurch auch verletzt wird, doch er merkt es ja noch nicht einmal mehr. Ich weiß einfach nicht, ob ich den allen noch wichtig genug bin, deswegen tue ich das. Es hilft mir das zu verkraften und ich fühle mich wohler und freier wenn ich mich wieder mal geritzt habe. Ich spüre die Schmerzen schon gar nicht mehr, nur die Narben bleiben. Doch auch erst beim dritten Blick sieht man diese, das ist okay. Ich hoffe ihr versteht meine Geschichte, sie mag nicht so schrecklich klingen, jedoch für mich ist es schwer und ich kann nicht damit aufhören, so leid mir das für meine Freunde und Familie tut. Meiner Mutter habe ich das mit dem Ritzen erzählt, doch auch sie beachtet es nicht richtig. Irgendetwas läuft schief in meinem Leben, doch ich weiß nicht was.
 
Für alle, die ich liebe: Es tut mir leid, doch ich kann nicht anders.

 

10.10.2010
 

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