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Lebensgeschichte

Seire, 16 w
 

Ich bin 16 Jahre alt, diesen Winter habe ich schon 17 Jahre gekotzten Lebens hinter mir, und obschon ich es hasse, hoffe ich dennoch, noch mindestens weitere 17 Jahre Lebens zu haben, in denen ich wenigstens lernen kann, dass man das Leben geniessen kann.

Narben zieren meinen Körper kaum sichtbar, nicht viele Menschen sprechen mich darauf an, und die, die es tun, ignoriere ich zumeist konsequent, weil ich mit denen nicht klarkomme.

Geschnitten habe ich mich das erste mal mit 13 Jahren, ca. ein halbes Jahr, bevor ich das Rauchen begann.

Es tat gut, und so fuhr ich damit fort, weil es das Einzige war, was mir Erleichterung brachte, Erleichterung in diesem Leben, das das Weinen verlernt hatte.

Immer ein bisschen mehr, aber nie so tief, dass ich ins Krankenhaus hätte gehen müssen, dazu schaute ich besorgt.

Niemand sollte erfahren, wie es mir geht. Niemand sollte mich fragen können, was los sei, wenn ich die Antwort doch selber nicht kannte.

Ich war gefühllos, bin heute noch leer, vergesslich, wütend und reizbar.

Oft wusste ich nicht, wie es mir geht.

In der Schule fiel also nie wirklich etwas auf, ich hatte, wenn die Wunden noch frisch waren, zwar immer lange Shirts oder Pulswärmer und Ähnliches an, doch gesehen hat es niemand.

Gemerkt hat es die Lehrerin irgendwann aber dennoch; Ich hatte einen meiner schlimmsten Ausraster und schwänzte danach die Schule, weil mir das alles so zuwider war.

Eine sehr gute Freundin wusste von meinem SVV, und so alarmierte sie die Lehrerin.

Diese zwang mich dann, mich beim Sozialarbeiter der Schule zu melden. Auch er merkte aber nichts.

Erst ein halbes Jahr später, nach einem weiteren Ausraster (ich hätte beinahe einen Mitschüler verkloppt), ging ich freiwillig hin, denn ich merkte, dass es nicht mehr ging.

Zu dieser Zeit schnitt ich mich nur noch selten, der Exfreund meiner Mutter war weg, was erst mal etwas Erleichterung in mein Leben brachte.

Der Sozialarbeiter führte Gespräche mit mir, sagte mir jedoch irgendwann, dass er diese Verantwortung nicht mehr tragen könne.
So wurde ich dann an die KJPD (Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste) der Stadt Bern überstellt, denn ich wollte eigentlich nicht, dass Mutter schon so früh etwas erfährt.

Ich hatte – u.a. im Bezug auf meine Gefühle – nur schlechte Erfahrungen mit ihr gemacht.

Da sass ich dann also, völlig am Ende, mit damals noch sichtbaren Narben, denn kurze Zeit zuvor hatte ich wieder stärker mit dem Schneiden angefangen, was der Grund dafür war, dass ich meinen Freund verlor (er machte Schluss, hielt es nicht aus).

Nach diesem ersten Gespräch fühlte ich mich beschissen. Sie riefen meine Mutter an.
Ich hatte völlige Panik.

Nun ja.

Ich war dann ca. Ÿ Jahre in ambulanter Gesprächstherapie, was mir allerdings nicht viel brachte.

Doch mit diesem Arzt kam ich gut aus, also wollte ich bleiben.

Im Herbst kam ich dann mit meinem jetzigen Freund zusammen, das war 2008, und ich gebe mir auch jetzt sehr Mühe, nicht zu schneiden, doch warum?
Ich tue es nicht für mich, sondern für meinen Freund, der so was gar nicht kennt.

Ich habe Angst, dass er auch nicht mehr kann, und so gibt es immer wieder Ausrutscher, die ihn enttäuschen und mich fertig machen.
Irgendwann im April wechselte dann mein Psychiater. Ich hatte 3 Monate lang keinen Kontakt mehr zu einem Psychiater, danach fand ich einen, doch ich blieb nur kurz und fehlte oft, dann suchte ich wieder Kontakt zu den KJPD, wo ich erst mal zu einer Assistenzärztin kam.

Zur Zeit bin ich bei den KJPD, evt. hilft man mir dort, herauszufinden, was das Beste für mich ist.
Schneiden tue ich zur Zeit wenig, wenn, dann vor allem an den Beinen und den Innenseiten der Oberarme sowie an den Händflächen und manchmal am Bauch, doch ich bin mittlerweile oft hungrig, weil ich mir Essen verweigere, mein Körper ekelt mich an, ich will hungrig sein, denn ich mag das Gefühl irgendwie.

Neuerdings schlage ich auch auf mich ein, was sicherlich auch nicht besser als Schneiden ist (Kopf-/Gehirnverletzungen können überaus gefährlich sein), doch mittlerweile brauche ich den Schmerz nicht mehr, um Druck abzubauen, sondern will mich verstümmeln und zerstören, denn die frühere Angst hat sich grenzenlosen Selbsthass gewandelt;
Da sind zwei Teile in mir, von denen der zerstörerische so wahnsinnig viel stärker ist, vielleicht, weil es früher sinnvoll war, dass ich mich schon selber fertig machte, so konnten die, die mich verletzten, eben nicht mehr wirklich verletzen.
Ich denke oft: Du hast aufgehört, Dich äusserlich wirklich zu schneiden, aber was Du aussen nicht machst, das richtest Du halt gegen innen.

So schneide ich mir mit Worten Wunden in mich hinein, schlage meinen Kopf in die Wand, hungere, kratze, beisse, trete mich selbst. Nur damit niemand meinen Selbsthass sieht.

19.08.2009
 

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