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Ritzen? Nein, zum Schluss reichte es nicht mehr!!!! * Trigger *

red girl, 15 w
 

Schwer zu sagen, wann es eigentlich anfing. Ich erinnere mich nur noch dunkel an den ersten Schnitt, den ich mir zufügte. Es war vor vier Jahren, als wir auf Klassenfahrt waren. Wir waren gerade auf der Rückfahrt und spielten im Zug Karten. Meine Freundin setzte sich auf das Plastikgehäuse der Karten und es zerbrach. Ich nahm eine Scherbe und kratzte in Gedanken versunken an meinem Bein herum. Besagte Freundin machte mit und so begann es. Naja, eigentlich noch nicht so richtig. Wir machten es noch ein paar Mal in der Schule. Gleichzeitig sammelten wir unsere ersten Sauferfahrungen. An einem Abend gingen wir zu dritt saufen. Das Ende vom Lied war, dass wir total dicht im Park (jetzt weiß ich, er heißt nicht umsonst Pennerpark) auf der Bank rumhingen. Auf der Bank neben uns saßen ein paar ältere (35+) Säufer. Wir setzten uns dazu und dachten uns nichts weiter dabei. Das war der größte Fehler unseres Lebens. Nach diesem Abend kam meine eine Freundin (Nicht die, mit der ich ritzte) direkt aufs Internat. Hätte uns das nicht abschrecken müssen? Fehlanzeige! Wir hatten nur noch die Säufer im Kopf, die wir sexy und cool fanden. Jeden Tag hingen wir im Park bei ihnen rum und tranken Bier. Alle Warnungen ignorierten wir. Im Nachhinein finde ich es seltsam: Absolut nichts schockte uns. Wir machten uns nicht einmal etwas daraus, als uns das erste Mal die Bullen einfingen und uns von unseren Eltern abholen ließen. Dann passierte, was passieren musste: Ich wurde von einem von ihnen vergewaltigt. Bis heute weiß ich nicht, ob meine Freundin es mitgekriegt hat. Ich habe sie nie gefragt. Kurze Zeit später wurde meine Freundin ins LKH Lüneburg eingewiesen. Heute frage ich mich, warum ihr geholfen wurde und es bei mir niemand gemerkt hat. Wie auch immer. Es folgte eine Reihe unglücklicher Zufälle: Ich wurde Alkoholabhängig, mein Freund starb, meine beste Freundin kam in den Jugendknast, ich nahm Drogen, ich prostituierte mich u.s.w. Nach einem Jahr mit den Säufern (und weiterem ritzen) fing ich dann an, mich richtig zu schneiden. Die Wunden mussten von da an immer genäht oder getackert werden. Mir wurde mein Leben zu viel und ich wollte eine Therapie machen. Aber alle Therapeuten, zu denen wir gingen wollten mich in die Psychiatrie einweisen. Zum Schluss wollte selbst ich das. Meine Eltern waren anfangs dagegen, aber ich habe sie letztendlich überredet. Am 6.12.2006 kam ich ins LKH Lüneburg auf die offene Station 5. Die ersten drei Monate klappte die Therapie noch ganz gut. Ich schnitt mich nicht mehr und arbeitete hart an mir. Dann wurde ich das erste Mal suizidal und fragte mich, wofür man den ganzen Scheiß eigentlich macht. Fast zeitgleich fing ich an, mich nach dem Essen zu übergeben. Irgendwann versuchte ich dann tatsächlich, mir die Pulsadern aufzuschneiden und kam auf die Geschlossene („geschützte“) Station 3c. Das war ein Rückschlag und ich verlor den Mut. Ich verweigerte die Therapie und verbrachte die meiste Zeit im Zimmer. Ich wog mittlerweile auch nur noch 39 Kilo. Bei 1,69 Meter Körpergröße. Nach weiteren zwei Monaten hatte ich keine Lust mehr und ließ mich von meinen Eltern gegen ärztlichen Rat rausholen. Einige Zeit ging es ganz gut, doch bald schneidete ich wieder. Ich fing auch wieder an zu trinken und traf meine alten Leute. Ich kam wieder nach Lüneburg. Wieder dort (3c) drehte ich völlig durch und wurde teilweise zweimal am Tag fixiert. Irgendwann wurde ich wieder entlassen, weil ich mir und den Ärzten vormachte, dass es mir gut geht. Dieses „Drehtürspiel“ machte ich 6 Mal mit. Ich wurde vollgestopft mit Medikamenten. Immer wieder folgten Suizidversuche. Dann kam der Tag, als ich mich weigerte wieder nach Lüneburg zu gehen. Meine Mutter rief die Polizei und die brachten mich mit Gewalt dorthin. Das passierte noch ein paar Mal. Dann sagte meine Therapeutin, dass ich in ein Heim muss. Ich zog nach Göttingen. Das Schneiden wurde schlimmer. Viel schlimmer. Aufgehört zu trinken hatte ich noch nicht, also war es nur eine Frage der Zeit, bis ich ins LKH Göttingen auf die 1.2 kam und einen Entzug machen musste. Wenigstens das funktionierte (Ich habe seitdem nichts mehr getrunken). Ich musste in der schlimmsten Zeit zweimal täglich zum Nähen. Wieder ging es ständig rein und wieder raus. Zwischendurch war ich auch wieder in Lüneburg, weil die 1.2 eine Erwachsenenstation ist und ich erst 15 war. Das ist aber nur einmal vorgekommen. Tja und jetzt habe ich seit Monaten nicht geschnitten. Ich weiß nicht, warum es plötzlich geht. Aber eins ist klar, die Psychiatrie hat mir nicht geholfen.

19.04.2008
 

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