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Wie eine Sucht

anonym, 18 w
 

Als ich mich das erste mal absichtlich selbst verletzte war ich 13/14 Jahre alt. Ich schrieb schon lange Tagebuch hauptsächlich über meine Gefühle. Ich stach mir mit einem Zirkel immer wieder in arme und Beine. Nach einiger zeit wollte ich richtige wunden sehen und ich setzte den Brieföffner einer Freundin an, traute mich jedoch nicht es wirklich zu tun.
Als ich mit 14 mit einer Jugendgruppe in die Sommerferien fuhr, hatte ich eine schere dabei mit der ich ohne mir bekannten grund anfing mir in die Beine zu „ritzen“ es waren keine richtigen wunden und später kam einer der anderen jugendlichen hinzu und wir schnitten uns gegenseitig wunden in die Beine( so fest wie es ging.. aber es hat nicht geblutet soweit ich mich erinnere) ich habe den schmerz genossen und fand es toll als er mir mit der schere ein Anarchie- A ins Bein kratzte. Als ich wieder zuhause war begann ich nachts aufzustehen und mir mit einem Wellenschliff- Brotmesser immer wieder in den linken arm zu schneiden bis das blut kam immer und immer wieder.
Mein erster Freund achte kurz nach meinem 15ten Geburtstag mit mir Schluss. Am kurz darauf folgenden Silvester begann ich zu rauchen, aber es ging mir nicht besser und einige tage später nahm ich das erste mal einen Rasierer auseinander und fügte mir die ersten richtig tiefen schnitte zu, die ältesten sichtbaren narben auf meinem arm. Das blut lies ich auf einen Brief tropfen in dem ich ankündigte mich umbringen zu wollen.
Seit diesem tag sind selbstmord- wünsche immer wieder gekommen. Ich ritzte mich bald immer regelmäßiger und wurde öfter auf narben und wunden angesprochen. Doch ich wand mich ab auch von dem den ich liebte.
Ich war gerade 17 als der erste schnitt wirklich tief wurde. Ich erschrak und schnitt nicht weiter. Am kurz darauf folgenden Karneval ging es einem freund nicht so gut und ich gab ihm die klinge die ich seit ich 16 war immer im Portemonnaie mit mir führte, zeigte ihm dann allerdings die noch nicht verheilte wunde und hielt ihn so davon ab es zu tun. Er kam ziemlich schnell darauf, dass ich mich nicht nur einmal geritzt hatte und dass ich so schnell nicht aufhören würde. Immer wieder kam er und wollte mit mir reden aber ich blockte nur ab, weil ich über so etwas nicht sprechen kann, es fällt mir unheimlich schwer über Gefühle zu reden auch wenn ich es wirklich will. Vor anderen weinen kann ich nur wenn ich betrunken bin und selbst dann muss es schon wirklich viel gewesen sein ( mit ende 14 hatte ich angefangen mich regelmäßig zu betrinken...obwohl ich immer allen sagte, dass ich unter keinen umständen ins Krankenhaus will, war es mit 16 doch soweit, ohne nachhaltige Wirkung, denn nur zwei tage später betrank ich mich erneut mit meinem immer noch Lieblinksgetränk Wodka(-o). betrunken im unterricht war in der 10ten/11ten klasse keine Seltenheit).
Auf jeden fall versprach ich nach mehreren „Gesprächen“ mit dem Selbstverletzen auf zu hören und hielt dies auch gut durch. Bis auf einmal als ich mich dann einfach ins Bein schnitt, damit es niemand seiht und aufgefallen ist es dort zwar meiner Mutter, ich versicherte jedoch es sei ein Unfall in der Schule gewesen und sie glaubte das auch( sie glaubt immer noch ich käme mit allem total gut klar und so.. wir haben kein gutes Verhältnis). Als bei der Abschlussparty des Schuljahres die narben and en armen bemerkten verwies ich auf mein Versprechen und wurde daraufhin nicht mehr belästigt. In den Sommerferien jedoch ging es mir wieder schlechter und ich fühlte mich einsam. Ich gab einen Scheiß drauf was andere sagen würden und schnitt mir erneut in die Arme. Als ich mich auf einer kurz darauf folgenden Party mit einer Freundin mit Rum und Absinth richtig heftig betrank, bemerkte diese die noch nicht verheilten wunden und begann zu weinen, ich weinte mit ihr und wir tranken weiter bis ich zusammen brach und mich übergab bis nur noch blut kam. Danach haben wir nicht mehr darüber gesprochen. Ritzen wurde wieder zum Alltag.
An meinem ersten volljährigen Silvester war ich absichtlich etwas schlampiger mit dem verdecken relativ frischer wunden und natürlich sah der freund dem ich auch das versprechen gegeben hatte wieder hin und fragte mich warum. Ich fing fast an zu weinen doch ich war noch nicht sehr betrunken weshalb ich mich gut zurück halten konnte. Ich suchte Hilfe im Internet und kam schließlich auf „rotelinien“. Ich suchte die Adresse eines Psychotherapeuten raus, nahm all meinen Mut zusammen und fragte den besagten freund ob er bereit wäre mich dahin zu begleiten. Leider fiel mir später auf, dass die Krankenkasse eine Therapie nur für Minderjährige übernehmen würde. Da ich noch Schülerin und über meine Mutter versichert war hegte ich die Hoffnung vielleicht doch noch unter die Kinder-Regelung zu fallen und schrieb eine E-Mail an die Praxis. Als antwort bekam ich jedoch nur eine automatische Nachricht geschickt in welcher stand, dass nicht alle Anfragen beantwortet werden könnten.
Ich sprach mit niemandem mehr darüber und sagte auf Anfragen immer nur, dass es mir gut ginge. Aber ich hatte auch das Gefühl wirklich was tun zu müssen, es war wie mit dem rauchen aufzuhören.. was ich auch ganz gut gemeistert hab..(rauche nur noch sehr selten.. an manchen tagen gar nicht). Also hab ich mir die Liste mit den Alternativen zu SVV abgeschrieben, die Klingen weggeschmissen und durch den Zettel ersetzt. Von da an hab ich immer ein Gummiband um mein Handgelenk getragen und immer wenn ich mich emotional unter Druck gefühlt habe geflitscht was das zeug hielt. Mein Arm war ziemlich schnell ziemlich rot.. eigentlich immer.. aber ich musste mich nicht mehr ritzen.. nach fast 4 Wochen habe ich das Gummiband abgenommen.. ich fühlte mich geheilt.. und frei. Kurze zeit später traf ich mich mit einer Freundin die mir erzählte sich geritzt zu haben ( warum und weitere Details will ich hier nicht erläutern um ihre Privatsphäre zu schützen, .. wenn sie das will kann sie ihre Geschichte ja selber erzählen) und nicht zu wissen was sie tun sollte.. ich sagte ihr sie solle zu ihrem Psychotherapeuten gehen und schickte ihr den link mit den alternativen. Mich selbst hat ihre verzweifelte Lage jedoch wieder runtergezogen und nach ein paar tagen nahm ich den Rasierer meines Bruders auseinander und schnitt mir das erste mal richtig tief in den linken Arm ( ich muss zugeben zuvor auf einer „psycho-/suizid- Seite einer bekannten gewesen zu sein). Am nächsten tag auch wieder in den rechten. Ich bereue es und plane mir ein neues Gummiband zu nehmen... ich fühl mich nicht als hätte ich die Kraft wider auf zu hören. Es ist wie eine sucht ohne die ich nicht kann.

In der Vergangenheit habe ich auch zweimal vorgehabt mich wirklich umzubringen: das erste mal war an Rhein in Flammen (Brücke), wo mich dann aber eine Freundin von abhielt und ich beschloss sie nie wieder weinen sehen zu wollen.. was mich für nie nächste zeit zurückhielt. Das zweite Mal war kurz vor meiner Entscheidung mir die Liste abzuschreiben. Ich ritzte mich unter der warmen dusche aber als meine Beine anfingen zu kribbeln bekam ich angst und hörte auf.. ich denke nicht, dass ich mir jemals wirklich das leben nehmen könnte, obwohl ich es manchmal wünschte.

Natürlich gab es noch viele andere Situationen und Ereignisse in meinem Leben, die mit SVV und meinen einsamen und ängstlichen Gefühlen in Verbindung stehen, aber die elementarsten habe ich jetzt beschrieben und ich habe mir vorgenommen sobald ich ein eigenes Gehalt habe professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen ( auch wenn ich noch mindestens 2 Jahre zu Schule gehe).

Danke, dass ich meine Geschichte hier veröffentlichen kann. Es hilft mir schon auf diese indirekte weise einfach mal alles loszuwerden.

02.03.2008
 

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