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Plötzlich und unerwartet
Beate, eine Mutter
Wenn mich vor einem Jahr jemand nach meiner Familie gefragt hätte, so hätte ich sie ihm als
heile und ohne nennenswerte Probleme beschrieben. Wenn mich heute
jemand danach fragen würde, würde ich es fast allen Menschen gegenüber ähnlich
formulieren, aber ich weiß, dass es nicht so ist.
Vor einem Jahr ist mein Vater an
einer Krebserkrankung gestorben. Zu dem Zeitpunkt war meine jüngste Tochter Miriam
(13) schon sehr in sich gekehrt; im Umgang mit der Familie abweisend , um nicht
zu sagen unfreundlich. Das hielt
ich für typisch pubertär. Wenige Wochen später entdeckte ich Abschürfungen
an einem Unterarm. Schuld daran war angeblich der Käsehobel. Ich stutze, weil
die Abschürfungen großflächig waren und irgendwie untypisch aussahen, dachte
aber nicht weiter darüber nach. Kurz darauf neue Wunden, die versteckt werden
sollten. Da wusste ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Zitat von ihrer HP:
"...also nahm ich Scherben... aus den Kratzern wurden Rote Linien..."
Meine älteste Tochter (18) quetschte
kurz daraufhin in einem Gespräch die Wahrheit aus ihr raus, und zum Schluss
haben sie nicht mehr miteinander geredet, sondern zusammen geweint.
Das war das erste und bisher einzige Gespräch, das Miriam mit jemandem aus
unserer Familie über sich und ihr SVV geführt hat. Als Auslöser nannte sie den
Tod ihres Opas und den fast zeitgleichen Selbstmordversuch einer Brieffreundin.
Anfangs hatte ich schreckliche Angst,
sie eines Morgens verblutet in ihrem Bett aufzufinden. Ich hatte keine Ahnung,
was da vor sich ging. Ich ging zu unserem Hausarzt und fragte ihn um Rat,
diesmal rollten die Tränen bei mir. Er gab mir Adressen von Psychotherapeuten,
aber die waren alle nicht für Jugendliche zuständig, und die Wartezeit
betrug mehr als ein halbes Jahr. Eine
Bekannte, selber Psychotherapeutin, gab mir den Rat, es doch mal bei einer
Beratungsstelle zu versuchen. Wir Eltern vereinbarten also ein
erstes Gespräch. Man zeigt sich hilfsbereit und erfahren in solchen Dingen. Als
Akutfall hatte man Miriam sofort einen Gesprächstermin angeboten. Nur – sie
wollte nicht. Deshalb fragte die Therapeutin, ob sie sie denn einmal anrufen und
selber fragen dürfte. Ich konnte es nicht fassen, Miriam sagte zu und begann eine Therapie. Das war ein Tag,
als mir eine große Last vom Herzen fiel.
10 Monate geht Miriam jetzt schon zur Gesprächstherapie. Ihre Therapeutin sagt, dass sie gute Fortschritte macht.
Aber ich weiß auch, dass es noch ein schwieriger Weg sein
wird, ganz ohne Ritzen auszukommen. Es wird Rückfälle geben, und die Gefährdung
sich selbst zu verletzen, wird sie wohl das ganze Leben lang begleiten.
Mir geht es im Augenblick gut.
„Schuld“ an ihrem SVV gebe ich mir nicht. Für mich als Mutter ist das schlimmste Gefühl immer die Hilfslosigkeit
gewesen: Das Szenario zu beobachten, aber absolut nichts tun zu können.
Wann immer ich mich in Gedanken auf SVV einlasse,
zieht es mich runter. Diese düsteren Gedanken, die empfundene Einsamkeit und
Perspektivlosigkeit meiner Tochter kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe gelernt, dass es für mich
besser und einfacher ist, SVV emotional nicht so dicht an mich ranzulassen. Und
wahrscheinlich verdanke ich es alleine dieser Distanz, dass ich nicht selber in
Depressionen verfalle.
März 2002
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